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Treffen sich Ost und West am Rücken?

Warum Akupressurpunkte oft mit Triggerpunkten übereinstimmen – und was du daraus für dich mitnehmen kannst


Akupressur kommt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und Triggerpunkte aus der modernen Schmerzforschung – und doch sprechen beide Systeme häufig über dieselben Stellen im Körper. Zufall? Wohl eher ein Beispiel dafür, dass Körperwissen aus verschiedenen Kulturen und Zeiten sich erstaunlich gut ergänzen kann.


In diesem Beitrag erfährst du:

  • Wo sich Triggerpunkte und Akupressurpunkte überschneiden

  • Was die Forschung dazu sagt

  • Warum Faszien dabei eine Schlüsselrolle spielen

  • Und: wie du selbst mit sanfter Drucktechnik Spannungen lösen kannst – ganz ohne Risiko


1. Was sind Triggerpunkte?


Triggerpunkte (auch „myofasziale Triggerpunkte“) sind lokal begrenzte, überempfindliche Stellen in Muskeln oder Faszien. Sie entstehen durch:

  • Fehlhaltung oder einseitige Belastung

  • Bewegungsmangel

  • Stress oder emotionale Anspannung


Ein aktiver Triggerpunkt kann lokale Schmerzen auslösen – oder auch in andere Regionen ausstrahlen (referred pain). Typisch: Ein Triggerpunkt im Nacken verursacht Spannungskopfschmerzen oder ein Schmerzgefühl hinter dem Auge.

Die Triggerpunkt-Therapie nach Travell & Simons (USA, 1980er-Jahre) dokumentierte und kartierte erstmals systematisch solche Punkte im ganzen Körper.


2. Was sind Akupressurpunkte?


In der TCM verlaufen Meridiane (Energiebahnen) durch den Körper. Entlang dieser Bahnen liegen Akupunktur- bzw. Akupressurpunkte.Wird ein solcher Punkt stimuliert – etwa durch Druck –, soll das den Qi-Fluss harmonisieren, Blockaden lösen und die Selbstheilungskräfte anregen.


Wichtig:

  • Viele Punkte sind auch ohne Nadeln durch sanften Fingerdruck erreichbar

  • Akupressur eignet sich hervorragend zur Selbstbehandlung – besonders bei Verspannungen, Kopfschmerzen, innerer Unruhe


3. Die spannende Schnittmenge: Überlappungen von Trigger- & Akupressurpunkten


Studien zeigen: Zwischen 60–80 % der Akupunkturpunkte befinden sich an denselben Stellen wie bekannte Triggerpunkte.¹Besonders häufig sind Übereinstimmungen im Bereich:

  • Nacken & Schultern (z. B. GB21 / Trapezius)

  • Rücken (z. B. Blasenmeridian entlang der Wirbelsäule)

  • Oberschenkel & Waden


Das bedeutet: Sowohl die westliche als auch die östliche Heilkunde haben unabhängig voneinander dieselben sensiblen Zonen des Körpers erkannt – auf ganz unterschiedlichen Wegen.


Was steckt dahinter?

Wissenschaftlich gesehen liegen viele dieser Punkte an:

  • Muskelansätzen oder -übergängen

  • Sehnen- oder Faszienverläufen

  • Bereichen mit hoher nervaler Dichte oder Durchblutung


Solche Stellen sind biomechanisch „kritische Zonen“ – dort sammeln sich Spannung, Stress oder Reizung.


4. Die Rolle der Faszien – alte Wege, neu gedacht


Faszien (Bindegewebe) durchziehen unseren Körper wie ein Netzwerk.Sie leiten Kraft weiter, geben Form – und sind reich an Nervenenden, also hochsensibel.

Faszienforscher wie Thomas Myers (Autor von Anatomy Trains) haben gezeigt:


Die klassischen Meridiane aus der TCM verlaufen oft entlang von faszialen Zuglinien – etwa von den Augenbrauen über die Wirbelsäule bis zur Fußsohle (vergleichbar mit dem Blasenmeridian).


Moderne Forschung stützt damit die Annahme, dass Meridiane eine funktionale, körperliche Entsprechung haben – auch wenn sie ursprünglich als „energetisch“ verstanden wurden.


5. Praxis: 3 Akupressurpunkte zum Ausprobieren (sicher & wirksam)


Hier drei bewährte Punkte, die auch mit Triggerpunkten übereinstimmen – und die du selbst ausprobieren kannst:


1. GB21 – Schulterpunkt gegen Nackenverspannung


Lage: Auf der höchsten Stelle des Trapezmuskels, mittig zwischen Hals und Schulter


Anwendung: Mit Daumen oder Mittelfinger 3–5x für je 30 Sekunden drücken. Tiefer atmen.


Wirkung: Lockert den Nacken, kann bei Spannungskopfschmerz helfen.

 

2. LI4 – „Dicker Darm 4“ gegen Spannung & Kopfschmerz


Lage: Zwischen Daumen und Zeigefinger, in der Kuhle bei zusammengedrücktem Handrücken


Anwendung: Fest drücken oder kreisen (nur NICHT in der Schwangerschaft!).


Wirkung: Entspannt, klärt den Kopf, kann auch bei Stress und Kieferpressen helfen.

 

3. Blasenmeridian am Rücken – „Yu-Punkte“


Lage: Etwa 1–2 Fingerbreit neben der Wirbelsäule, auf Höhe der Brust- und Lendenwirbel


Anwendung: Mit Tennisball gegen die Wand oder Boden rollen, langsam atmen


Wirkung: Entlastet Rückenmuskulatur, aktiviert Meridiane & Faszienketten

 

6. Fazit: Körperwissen verbindet Welten


Ob du nun von „Qi“, „Triggerpunkt“, „Faszienspannung“ oder „Energieblockade“ sprichst – viele dieser Begriffe beschreiben dasselbe Phänomen: Stellen im Körper, an denen Spannung, Schmerz und Regulation zusammenkommen.


Dein Mehrwert:

  • Du brauchst kein Profi zu sein, um erste Erleichterung zu spüren

  • Du kannst Wissen aus Ost & West kombinieren – achtsam, selbstwirksam & sicher

  • Mit regelmäßiger Anwendung stärkst du dein Körpergefühl und löst alte Spannungsmuster


Quellen & Studienhinweise

  1. Melzack, R. et al. (1997): Trigger points and acupuncture points for pain: correlations and implications. Pain 71(1): 3–7.

  2. Langevin, H. M., Yandow, J. A. (2002): Relationship of acupuncture points and meridians to connective tissue planes. The Anatomical Record.

  3. Myers, T. (2014): Anatomy Trains: Myofascial Meridians for Manual and Movement Therapists.

 

Wichtiger Hinweis

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Blogs dienen ausschließlich der Information und stellen keine medizinische oder therapeutische Beratung dar. Als Mentaltrainer teile ich hier mein Wissen nach bestem Gewissen, ersetzt jedoch keinesfalls den Besuch bei einem Arzt, Therapeuten oder anderen medizinischen Fachpersonal. Bei Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit suche bitte stets professionellen Rat.

 

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