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Yoga verstehen & erleben Teil 1: Ursprung & Philosophie – Wo Yoga wirklich herkommt

Yoga ist heute in aller Munde – als Ausgleich zum stressigen Alltag, als Workout auf der Matte oder als „Selfcare“-Ritual auf Social Media. Doch Yoga ist weit mehr als das. Um Yoga zu verstehen und erleben, lohnt sich ein Blick auf seine tief verwurzelte Geschichte und Philosophie.


Die Geschichte des Yoga: Von den Veden bis zur Moderne


Die Wurzeln des Yoga reichen über 3.000 Jahre zurück und liegen in der indischen Philosophie. Erste Hinweise finden sich in den ältesten religiösen Schriften Indiens – den Veden (ca. 1500–1000 v. Chr.). Damals stand noch nicht die körperliche Praxis im Fokus, sondern die spirituelle Verbindung mit dem Göttlichen durch Rituale, Meditation und Gesang.


Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene Strömungen. In den Upanishaden (ab 800 v. Chr.) taucht erstmals der Begriff Yoga im heutigen Sinne auf – als Weg zur inneren Erkenntnis und Befreiung (Moksha).


Der klassische Yoga wird im „Yoga-Sutra des Patanjali“ (ca. 2. Jh. v. Chr.) systematisiert: ein achtgliedriger Pfad (Ashtanga), der ethische Lebensführung, Körperübungen, Atemkontrolle und Meditation umfasst.


Später, im Hatha Yoga (ab ca. 10. Jh. n. Chr.), treten Körperhaltungen (Asanas) und Atemtechniken (Pranayama) stärker in den Vordergrund. Dies bildet die Grundlage für viele moderne Yoga-Stile.


Mit der weltweiten Verbreitung ab dem 20. Jahrhundert – durch Lehrer wie Swami Vivekananda, Krishnamacharya, B.K.S. Iyengar oder Pattabhi Jois – wurde Yoga schließlich auch im Westen bekannt. Dabei verlagerte sich der Fokus: von spiritueller Praxis hin zu körperbetonter Anwendung.


Die sechs klassischen Yogawege


Yoga ist nicht „one size fits all“. Vielmehr gibt es sechs klassische Wege, die sich auf unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale und Lebensstile beziehen. Jeder dieser Pfade führt – auf eigene Weise – zur Selbstverwirklichung:


  1. Jnana Yoga – Der Weg des Wissens

    Philosophie, Selbstreflexion und geistige Analyse. Ziel: das wahre Selbst durch Erkenntnis erfahren.


  2. Bhakti Yoga – Der Weg der Hingabe

    Emotionale Verbindung, Liebe und Vertrauen zum Göttlichen durch Mantras, Rituale, Gebet.


  3. Karma Yoga – Der Weg des selbstlosen Handelns

    Handeln im Alltag – ohne Anhaftung oder Erwartung – als spirituelle Praxis.


  4. Raja Yoga – Der königliche Weg

    Der Weg der Meditation, Konzentration, Achtsamkeit. Grundlage ist Patanjalis achtgliedriger Pfad.


  5. Hatha Yoga – Der körperlich orientierte Weg

    Durch Körperhaltungen, Atemlenkung und Energiearbeit wird der Körper als Tempel des Geistes gestärkt.


  6. Kundalini Yoga – Der energetische Weg

    Erwachen der „Kundalini-Energie“ durch dynamische Übungen, Mantras und Meditation.


Viele moderne Yogastile kombinieren heute Elemente mehrerer Wege – bewusst oder unbewusst.


Moderne Yogastile – Brücken zwischen Tradition und Zeitgeist


Besonders seit dem 20. Jahrhundert sind viele moderne Yogastile entstanden. Sie basieren überwiegend auf dem Hatha Yoga, bringen aber neue Perspektiven und Zielgruppen ein – sei es körperlich, energetisch oder therapeutisch. Hier ein Überblick:


Vinyasa Yoga

  • Ursprung: Aus dem Ashtanga Yoga, geprägt von Krishnamacharya & Pattabhi Jois

  • Merkmale: Fließende, dynamische Bewegungen synchron mit dem Atem

  • Ziel: Bewegte Meditation, Präsenz & Vitalität


Yin Yoga

  • Ursprung: Entwickelt in den 1980ern (Paul Grilley), mit Einflüssen aus der TCM

  • Merkmale: Passive Dehnungen, langes Halten (3–5 Min), Fokus auf Faszien & Meridiane

  • Ziel: Tiefes Loslassen, Entschleunigung, Balance zum Alltag


Ashtanga Yoga

  • Ursprung: Südindien, Systematisierung durch Pattabhi Jois

  • Merkmale: Feste Abfolge, hoher körperlicher Anspruch

  • Ziel: Disziplin, Atemfluss, Transformation


Power Yoga

  • Ursprung: Moderne Adaption des Ashtanga Yoga (z. B. Bryan Kest, USA)

  • Merkmale: Fitness-orientiert, kraftvoll, flexibel in der Gestaltung

  • Ziel: Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit


Bikram Yoga (Hot Yoga)

  • Ursprung: Von Bikram Choudhury entwickelt, 26 feste Haltungen

  • Merkmale: Übung bei 40 °C Raumtemperatur, schweißtreibend

  • Ziel: Detox, Dehnung, mentale Stärke


Weitere moderne Richtungen:

  • Restorative Yoga – regenerativ, mit Hilfsmitteln, therapeutisch

  • Jivamukti Yoga – mit Musik, Mantra, Philosophie & Engagement

  • Anusara Yoga – herzorientiert, anatomisch fundiert

  • Acro Yoga – Yoga in Partnerarbeit mit Akrobatik & Vertrauen


Yoga vs. westliches Fitnesstraining – ein Missverständnis?


Im Westen wird Yoga oft mit Stretching oder Workouts verwechselt. Doch das greift zu kurz. Zwar stärkt Yoga den Körper – aber sein Ziel ist nicht ästhetische Fitness, sondern Bewusstseinsentwicklung.

Fitness

Yoga

Ziel: äußere Form

Ziel: inneres Gleichgewicht

Fokus: Leistung, Aussehen

Fokus: Achtsamkeit, Selbstwahrnehmung

Ergebnis: Muskelaufbau

Ergebnis: Körper-Geist-Seelen-Harmonie

Yoga beginnt nicht auf der Matte – sondern mit einer inneren Haltung.


Yoga ist ein individueller Erfahrungsweg


Yoga ist nicht starr – sondern ein lebendiger Weg, der sich mit dir entwickelt. Ob du körperlich übst, meditierst oder philosophierst: Yoga bietet dir verschiedene Zugänge zu dir selbst. Wähle den Stil oder Pfad, der dich heute unterstützt – und morgen vielleicht ein anderer ist.


Wichtiger Hinweis

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Blogs dienen ausschließlich der Information und stellen keine medizinische oder therapeutische Beratung dar. Als Mentaltrainer teile ich hier mein Wissen nach bestem Gewissen, ersetzt jedoch keinesfalls den Besuch bei einem Arzt, Therapeuten oder anderen medizinischen Fachpersonal. Bei Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit suche bitte stets professionellen Rat.

 

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