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Yoga verstehen & erleben Teil 6: Mehr als nur die Matte

Yoga im Alltag – Mehr als nur die Matte


Yoga ist weit mehr als Bewegung auf der Matte – es ist eine Lebenshaltung. Während Asanas, Atemübungen und Meditation vielen als Herzstück des Yoga gelten, beginnt die eigentliche Praxis oft zwischen den Yogastunden: im Alltag, im Beruf, in Gesprächen und im Umgang mit sich selbst.


Wie man Yoga in Alltag & Beruf integriert


Der moderne Alltag ist oft hektisch, laut und durchgetaktet. Gerade hier entfaltet Yoga seine wahre Wirkung: nicht als Rückzugsort, sondern als innerer Anker. Kleine Rituale und achtsame Momente helfen, bewusster durch den Tag zu gehen. Beispiele hierfür sind:

  • Morgens bewusst atmen, statt direkt aufs Handy zu schauen.

    Anleitung:

    Setze dich aufrecht im Bett oder auf einem Stuhl. Schließe die Augen. Lege eine Hand auf den Bauch, die andere auf die Brust. Atme 10-mal tief durch die Nase ein und durch den Mund aus. Spüre, wie sich dein Bauch beim Einatmen hebt und beim Ausatmen senkt. Halte kurz inne, bevor du deinen Tag beginnst.

  • Während der Arbeit Pausen für Atemübungen oder Dehnungen einbauen.

    Anleitung – 3-Minuten-Büropause:

    1. Stelle dich aufrecht hin oder setze dich aufrecht auf den Stuhl.

    2. Hebe mit der Einatmung beide Arme über den Kopf, strecke dich lang.

    3. Mit der Ausatmung senke die Arme langsam ab. Wiederhole dies 3-mal.

    4. Danach: Neige deinen Kopf abwechselnd nach links und rechts, je 10 Sekunden halten.

    5. Schließe die Augen für 1 Minute und atme tief durch die Nase ein und aus.

  • Den Feierabend nutzen, um mit einer kurzen Meditation Abstand zu gewinnen.

    Anleitung – Mini-Meditation zum Loslassen:

    Setze dich bequem hin, schließe die Augen. Atme tief ein und aus. Sage dir innerlich bei der Einatmung „Ich atme ein“, bei der Ausatmung „Ich atme aus“. Mache dies 2–5 Minuten. Stelle dir beim Ausatmen vor, wie du den Stress des Tages loslässt.


Yoga im Alltag bedeutet auch, achtsamer zu kommunizieren, liebevoller mit sich selbst umzugehen – und die Prinzipien der Yogaphilosophie lebendig werden zu lassen.


Atemtechniken & Mini-Meditationen für zwischendurch

Oft reichen schon wenige Minuten, um wieder ganz bei dir selbst anzukommen. Probiere zum Beispiel:

  • Box Breathing (4-4-4-4):

    Anleitung:

    1. Atme durch die Nase 4 Sekunden lang ein.

    2. Halte den Atem für 4 Sekunden.

    3. Atme 4 Sekunden durch die Nase oder den Mund aus.

    4. Halte die Luft nach dem Ausatmen erneut 4 Sekunden an.

    5. Wiederhole den Zyklus für 5 Runden.


Diese Technik wirkt beruhigend und bringt dich schnell zurück ins Gleichgewicht.


Nadi Shodhana (Wechselatmung):

Anleitung:

  1. Setze dich bequem und aufrecht hin.

  2. Lege Zeige- und Mittelfinger deiner rechten Hand auf die Stirn zwischen die Augenbrauen.

  3. Schließe das rechte Nasenloch mit dem Daumen, atme durch das linke Nasenloch ein.

  4. Schließe das linke Nasenloch mit dem Ringfinger, öffne rechts und atme rechts aus.

  5. Atme rechts wieder ein, schließe rechts, öffne links und atme links aus.

  6. Das ist eine Runde. Mache 5–10 Runden in deinem eigenen Tempo.


Wirkung: Klärt den Geist, reduziert innere Unruhe, balanciert die Energien.


2-Minuten-Stille:

Anleitung:

  1. Stelle einen Timer auf 2 Minuten.

  2. Setze dich bequem hin, schließe die Augen.

  3. Atme ruhig ein und aus.

  4. Beobachte einfach nur, was in dir passiert – Gedanken, Atem, Körperempfindungen – ohne zu bewerten.

  5. Komme nach dem Timer langsam wieder zurück ins Außen.


Solche Mikromomente bringen dich immer wieder ins Jetzt – und helfen, Stress abzubauen, bevor er sich festsetzt.


Yogische Prinzipien für ein bewusstes Leben


Neben körperlichen Übungen vermittelt Yoga auch eine ethische und geistige Lebensführung – festgehalten unter anderem in den Yamas und Niyamas (Verhaltensregeln aus den Yoga-Sutras nach Patanjali). Einige dieser Prinzipien lassen sich wunderbar im Alltag leben:


  • Ahimsa (Gewaltlosigkeit):

    Übe dich täglich in wohlwollender Selbstbeobachtung. Wenn du dich kritisierst, frage dich: Würde ich so auch mit einem guten Freund sprechen?


    Beginne, Sprache und Gedanken bewusst freundlicher zu wählen.


  • Santosha (Zufriedenheit):

    Schreibe dir jeden Abend 3 Dinge auf, für die du an diesem Tag dankbar bist – ganz egal, wie klein.


Diese Praxis stärkt deinen Blick für das, was schon da ist.


  • Aparigraha (Loslassen):

    Wähle heute einen Gegenstand oder Gedanken, den du nicht mehr brauchst – und lasse ihn los. Das kann ein alter Zettel sein oder eine Erwartung an dich selbst.


  • Tapas (Disziplin):

    Verpflichte dich für eine Woche zu einer kleinen täglichen Praxis (z. B. 5 Minuten Atemübung). Auch wenn du keine Lust hast – bleibe dran.


Das stärkt deinen inneren Muskel für Veränderung.


  • Svadhyaya (Selbstreflexion):

    Nimm dir einmal pro Woche 10 Minuten Zeit, um über folgende Fragen zu schreiben: Was hat mich bewegt? Wo war ich nicht achtsam? Was hat mir gutgetan?


    Journaling bringt oft unerwartete Klarheit.


Diese Grundsätze sind kein Dogma, sondern Einladungen zu einer bewussteren Lebensführung – Schritt für Schritt, Moment für Moment.


Für wen ist „Yoga im Alltag“ nicht geeignet?


Zwar scheint Yoga im Alltag auf alle übertragbar zu sein – doch es gibt auch hier einige Einschränkungen:

  • Wer ausschließlich körperlich fordernde Bewegung sucht, wird mit den stilleren Aspekten (wie Atemtechniken, Reflexion) wenig anfangen können.

  • Menschen in akuten psychischen Krisen (z. B. bei Trauma, Depression, Panikstörungen) sollten Achtsamkeitspraktiken nur in therapeutischer Begleitung anwenden.

  • Wer einen sehr rationalen Zugang zum Leben pflegt, könnte anfangs Mühe haben, sich auf subtilere Ebenen wie Atem oder innere Werte einzulassen – hier braucht es oft Geduld und Offenheit.


Trotzdem: Die Alltagstauglichkeit ist eine der größten Stärken des Yoga – jeder kann auf seine Weise einen Zugang finden.


Yoga endet nicht nach der Schlussentspannung – es beginnt dort. Wer Achtsamkeit, Atmung und Mitgefühl in den Alltag integriert, erfährt Yoga als innere Haltung – lebendig, alltagstauglich und tief transformierend.


Wichtiger Hinweis

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Blogs dienen ausschließlich der Information und stellen keine medizinische oder therapeutische Beratung dar. Als Mentaltrainer teile ich hier mein Wissen nach bestem Gewissen, ersetzt jedoch keinesfalls den Besuch bei einem Arzt, Therapeuten oder anderen medizinischen Fachpersonal. Bei Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit suche bitte stets professionellen Rat.

 

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