Wenn das Herz rast – Herz-Kreislauf-Probleme durch Stress
- Mental- und Entspannungstraining Daniel Blank
- 19. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Kennst du das? Dein Herz schlägt plötzlich schneller, als hätte es einen Sprint hinter sich – dabei sitzt du nur da. Dein Brustkorb fühlt sich eng an, du bekommst schwer Luft, vielleicht zitterst du oder dir wird schwindelig. All das können körperliche Reaktionen auf Stress sein – und sie sind nicht eingebildet, sondern messbar und real.
In diesem Beitrag erfährst du, wie Stress dein Herz-Kreislauf-System beeinflusst, was dabei in deinem Körper genau passiert, welche Risiken bestehen – und wie du wieder Ruhe ins Herz bringst.
Stress trifft das Herz: Die Biologie dahinter
Wenn du unter Stress stehst, reagiert dein Körper mit einer akuten Alarmreaktion. Dabei werden unter anderem folgende Botenstoffe ausgeschüttet:
Adrenalin
Noradrenalin
Cortisol
Diese Hormone bereiten dich eigentlich auf Flucht oder Kampf vor – also auf körperliche Höchstleistung. Was in der Steinzeit lebensrettend war, ist heute im Büro oder Alltag eher hinderlich. Die Folge:
Deine Herzfrequenz steigt
Dein Blutdruck erhöht sich
Die Blutgefäße verengen sich
Das Blut wird „dicker“ (höhere Gerinnungsbereitschaft)
Häufige Symptome & Reaktionen des Herz-Kreislauf-Systems auf Stress
Herzrasen (Tachykardie): Plötzliche Beschleunigung des Herzschlags – besonders in emotionalen Ausnahmesituationen oder bei Dauerstress. Das Herz schlägt schneller, um mehr Sauerstoff in die Muskulatur zu bringen – auch wenn du körperlich gar nichts tust.
Herzstolpern / Extrasystolen: Ein „Ausrutscher“ im Herzrhythmus. Viele Menschen berichten bei Stress über unregelmäßige Herzschläge, die sich wie ein Hüpfer oder eine Pause anfühlen.
Hoher Blutdruck (Hypertonie): Akuter Stress kann den Blutdruck deutlich erhöhen. Wenn Stress chronisch wird, steigt das Risiko für dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte, was zu ernsthaften Folgeerkrankungen führen kann.
Brustenge (Stress-Angina): Engegefühl im Brustbereich ohne verstopfte Herzkranzgefäße – manchmal „nur“ durch Stress ausgelöst. Es fühlt sich an wie ein Herzinfarkt, ist aber funktionell. Dennoch muss es ärztlich abgeklärt werden!
Herz-Kreislauf-Erkrankungen langfristig: Langfristiger, chronischer Stress ist ein Risikofaktor für:
o Bluthochdruck
o Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)
o Herzinfarkt
o Schlaganfall
o Herzinsuffizienz
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Stress inzwischen zu den bedeutendsten Gesundheitsrisiken der westlichen Welt – vor allem für Herz und Kreislauf.
Psyche und Herz: Die Rolle von Angst und Panik
Auch psychische Belastungen wie Angststörungen oder Panikattacken können körperliche Symptome auslösen, die einer Herzerkrankung gleichen. Herzrasen, Enge, Atemnot oder Zittern treten oft auf, obwohl das Herz medizinisch gesund ist. Dennoch gilt: Diese Symptome müssen ärztlich abgeklärt werden, um eine organische Ursache auszuschließen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse
Zahlreiche Studien belegen die negativen Auswirkungen von Stress auf das Herz:
Die INTERHEART-Studie (2004) zeigte, dass psychosozialer Stress ähnlich stark zur Entstehung von Herzinfarkten beiträgt wie Rauchen oder Bluthochdruck.
Forschende der Harvard School of Public Health fanden heraus, dass Menschen mit hoher Stressbelastung ein bis zu 27 % erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen haben.
Eine Studie der Charité Berlin zeigte: Regelmäßige Entspannungsübungen können die Herzfrequenzvariabilität (ein Marker für Herzgesundheit) signifikant verbessern.
Was du tun kannst – 9 Herzhelfer gegen Stress
Bewegung – aber angepasst: Moderater Ausdauersport (z. B. Gehen, Radfahren, Schwimmen) ist ein wahres Wundermittel:
Senkt Blutdruck & Herzfrequenz
Fördert die Durchblutung
Baut Stresshormone ab
Wichtig: Nicht übertreiben – besonders bei Herzsymptomen vorher abklären lassen!
Atemtechniken bei akutem Herzrasen: Versuche bewusst langsam zu atmen:
4 Sekunden einatmen
6 Sekunden ausatmen
Das aktiviert den Parasympathikus, dein „Beruhigungssystem“.
Herzfreundliche Ernährung: Achte auf:
Kaliumreiche Lebensmittel (z. B. Bananen, Spinat, Kartoffeln)
Omega-3-Fettsäuren (z. B. Fisch, Leinsamen)
Wenig Salz, Zucker und tierische Fette
Trinke ausreichend – dehydrierte Menschen haben oft einen schnelleren Puls.
Vermeide Koffein und Alkohol bei Unruhe: Diese Stoffe können den Herzschlag beschleunigen oder unregelmäßig machen – besonders bei stressanfälligen Menschen.
Entspannung täglich fest einbauen: Egal ob Meditation, progressive Muskelentspannung, Yoga oder einfach mal bewusst 15 Minuten gar nichts tun – dein Herz braucht regelmäßig Ruhephasen.
Digital Detox & Reizreduktion: Ständige Erreichbarkeit über Handy, Mail, Social Media erhöht dauerhaft den inneren Druck. Plane tägliche, digitale Ruhezeiten – dein Herz wird es dir danken.
Schlafpflege (Sleep Hygiene): Schlechter Schlaf ist purer Stress für dein Herz. Achte auf:
Feste Schlafenszeiten
Dunkelheit und Ruhe im Schlafzimmer
Kein Handy/TV vor dem Einschlafen
Soziale Unterstützung suchen: Menschen mit guten sozialen Kontakten haben nachweislich ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sprich über deinen Stress – das entlastet dein Herz.
Ärztliche Abklärung nicht vergessen: Wenn du Herzstolpern, starken Druck oder Schmerzen in der Brust spürst: Bitte geh zum Arzt! Auch wenn „nur“ Stress dahinter steckt – Sicherheit ist besser als Selbstdiagnose.
Langfristige Strategien zur Stressbewältigung
Akutmaßnahmen sind wichtig, aber auf Dauer hilft vor allem, den eigenen Umgang mit Stress zu verändern:
Führe ein Stress-Tagebuch, um Auslöser zu erkennen
Lerne, deine Grenzen zu wahren und „Nein“ zu sagen
Integriere regelmäßig Zeiten für Stille, Natur oder kreative Tätigkeiten
Praktiziere regelmäßig Achtsamkeit oder Journaling
Mentale Techniken für ein starkes Herz
Mentale Strategien helfen dir dabei, Stress nicht nur zu lindern, sondern langfristig besser damit umzugehen:
Gedankenstopp-Technik: Wenn sich negative Gedanken im Kreis drehen, sage innerlich bewusst "Stopp" und lenke deine Aufmerksamkeit auf etwas Positives.
Visualisierung: Stelle dir regelmäßig vor, wie dein Herz ruhig und gleichmäßig schlägt. Nutze dabei innere Bilder von Orten, an denen du dich sicher fühlst.
Positive Selbstgespräche: Ersetze stressverstärkende Gedanken (z. B. "Ich halte das nicht aus") durch beruhigende Sätze wie "Ich komme Schritt für Schritt zur Ruhe".
Achtsamkeitstraining: Richte deinen Fokus auf das Hier und Jetzt, ohne zu bewerten. Das beruhigt dein Nervensystem und verringert das Grübeln.
Dankbarkeitspraxis: Notiere dir täglich drei Dinge, für die du dankbar bist. Dies fördert eine positive Grundhaltung, die dein Herz entlastet.
Biofeedback und HRV-Messung: Fortschritt nutzen
Technische Hilfsmittel wie Smartwatches oder spezielle Apps können die Herzfrequenzvariabilität (HRV) messen – ein Marker für die Belastbarkeit deines autonomen Nervensystems. Je variabler dein Herz schlägt, desto anpassungsfähiger und entspannter ist dein Organismus.
Herz und Darm – eine unterschätzte Verbindung
Der Darm spielt eine zentrale Rolle für dein Immunsystem und damit auch für deine Gefäßgesundheit. Chronische Entzündungen, ausgelöst durch eine gestörte Darmflora, können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Achte daher auf eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeit und probiotische Lebensmittel.
FAQ – häufig gestellte Fragen
Kann Stress wirklich Herzinfarkte auslösen?
Ja – über langfristige Blutdrucksteigerung, Gefäßverengung und Entzündungsprozesse kann chronischer Stress das Risiko massiv erhöhen.
Wann sollte ich bei Herzrasen zum Arzt?
Wenn das Herzrasen regelmäßig auftritt, in Ruhephasen kommt oder mit Brustschmerz, Atemnot oder Schwindel verbunden ist.
Was misst die Herzfrequenzvariabilität?
Die HRV misst, wie flexibel dein Herz auf Belastungen reagiert. Ein hoher Wert spricht für ein gesundes, belastbares Nervensystem.
Dein Herz hört mit – bei jedem Gedanken
Dein Herz ist nicht nur ein Muskel, der Blut pumpt. Es ist ein Seismograph für seelische Belastung. Es schlägt schneller, stolpert, pocht – wenn du innerlich aus dem Gleichgewicht gerätst.
Die gute Nachricht: Du kannst etwas tun. Mit Bewegung, Ernährung, Achtsamkeit und bewusster Entlastung bringst du wieder Rhythmus in dein Herz – ganz ohne Medikamente, aber mit großer Wirkung.
Wichtiger Hinweis
Bitte beachte: Die Inhalte dieses Blogs dienen ausschließlich der Information und stellen keine medizinische oder therapeutische Beratung dar. Als Mentaltrainer teile ich hier mein Wissen nach bestem Gewissen, ersetzt jedoch keinesfalls den Besuch bei einem Arzt, Therapeuten oder anderen medizinischen Fachpersonal. Bei Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit suche bitte stets professionellen Rat.
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