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Gedankenkarussell – Wenn Grübeln zur Belastung wird

Aktualisiert: 6. Juli


Kennst du das auch? Deine Gedanken drehen sich immer wieder um dieselben Sorgen, Ängste oder Ereignisse. Du willst abschalten – aber es funktioniert einfach nicht. Dieses sogenannte Gedankenkarussell ist ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft, besonders in Phasen psychischer Belastung.


Doch was genau passiert eigentlich in unserem Gehirn, wenn die Gedanken sich unkontrolliert im Kreis drehen? Und was kannst du ganz konkret tun, um diesen Kreislauf zu durchbrechen?


Was ist ein Gedankenkarussell?


Der Begriff „Gedankenkarussell“ beschreibt das Phänomen des ruminativen Grübelns, also das ständige Wiederholen belastender Gedanken, meist ohne zu einer Lösung zu kommen. Häufig kreisen die Gedanken um:


  • Vergangenes („Warum habe ich das gesagt?“)

  • Zukünftiges („Was, wenn es schiefgeht?“)

  • Eigene Schwächen oder Fehler


Psychologisch betrachtet zählt das Grübeln zur sogenannten dysfunktionalen Kognitionsverarbeitung, also einer Art Denkstil, der nachweislich mit erhöhtem Stress, Angstzuständen und Depressionen verbunden ist (Nolen-Hoeksema, 2000).


Typische Folgen eines chronischen Gedankenkarussells


Lang andauerndes Grübeln hat nicht nur mentale, sondern auch körperliche Auswirkungen:


  • Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafprobleme)

  • Konzentrationsprobleme

  • Chronische Müdigkeit und Erschöpfung

  • Reizbarkeit und Stimmungstiefs

  • Magen-Darm-Beschwerden (z. B. Reizdarm, Übelkeit)

  • Verspannte Atmung, Engegefühl in der Brust


Langfristig kann sich ein Teufelskreis entwickeln: Der psychische Stress wirkt sich auf den Körper aus, die körperlichen Beschwerden verstärken die Grübelspirale – ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen scheint.


Warum du auf Alkohol & Beruhigungsmittel verzichten solltest


In belastenden Phasen greifen viele zu kurzfristigen „Lösungen“ wie Alkohol oder Beruhigungsmitteln. Doch Vorsicht: Diese Substanzen können das Gedankenkarussell verstärken oder verschieben, statt es aufzulösen.


Forschungsergebnisse zeigen, dass Alkohol die Tiefschlafphasen stört, die emotionale Verarbeitung hemmt und die Grübelfrequenz am nächsten Tag sogar erhöhen kann. Ähnliches gilt für viele Beruhigungsmittel, insbesondere wenn sie über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.


Vier effektive Methoden gegen das Gedankenkarussell


Die gute Nachricht: Du kannst lernen, dein Gedankenkarussell zu stoppen – ohne Medikamente, sondern durch einfache, wirkungsvolle Strategien.


Methode 1: Gedanken-Stopp + Handlung

Diese Technik stammt aus der kognitiven Verhaltenstherapie und ist besonders effektiv:


  1. Identifiziere den belastenden Gedanken.

  2. Visualisiere ein großes, rotes Stoppschild oder sage innerlich laut „Stopp!“.

  3. Schalte sofort um in eine vorbereitete Tätigkeit – z. B. Tee zubereiten.


Wichtig: Die Handlung sollte mehrere kleine Teilschritte beinhalten, auf die du dich bewusst konzentrierst. Beispiel: „Tasse holen – Wasser aufsetzen – Teebeutel wählen – Einschenken...“


Das lenkt deine Aufmerksamkeit auf das Tun und bringt dich zurück ins Hier und Jetzt – ganz im Sinne achtsamer Handlung.


Methode 2: Körperhaltung bewusst verändern


„Body follows mind – and mind follows body.“ Deine Körperhaltung hat direkten Einfluss auf deine Emotionen – und umgekehrt.


Studien (z. B. von Carney et al., 2010) zeigen, dass eine aufrechte Haltung mit gehobener Brust und Blick nach vorne das Stressempfinden reduzieren und das Selbstwertgefühl stärken kann.


Tipp: Richte dich bewusst auf, straffe deine Schultern und ziehe deine Mundwinkel leicht nach oben – selbst, wenn dir nicht danach ist. Du wirst merken, wie sich deine Stimmung langsam verändert.


Methode 3: Positive emotionale Reize aktivieren


Negative Gedanken lassen sich nicht einfach „wegdenken“ – aber sie lassen sich überschreiben.


  • Höre ein Lied, das dich emotional aufbaut.

  • Schaue ein Foto, das dich an einen glücklichen Moment erinnert.

  • Stelle dir ein Erlebnis bildlich vor, das dich gestärkt hat.


Diese emotionale Umlenkung (Emotionsfokussierung) nutzt gezielt positive neuronale Netzwerke im Gehirn – und hilft, das negative Gedankenkarussell zu entgleisen.


Methode 4: Achtsames Riechen


Unser Geruchssinn ist direkt mit dem limbischen System verbunden – dem emotionalen Zentrum unseres Gehirns.


Nutze einen Duft, der dich an etwas Positives erinnert: ätherisches Lavendelöl, frisch gebackenes Brot, ein Parfum aus der Kindheit...


Atme den Duft bewusst und langsam ein. Lass ihn zur Anker-Technik werden, wenn dein Gedankenkarussell anspringt. Das kann beruhigend und sogar emotional stabilisierend wirken.


Was dir hilft, ist individuell – finde deinen Weg


Ob du eher auf körperliche Reize (Haltung, Bewegung, Duft) oder auf mentale Techniken (Visualisierung, Achtsamkeit) ansprichst, ist sehr individuell.


Probiere aus, was bei dir am besten funktioniert – und sei geduldig. Jede Unterbrechung des Grübelns ist ein Erfolg und stärkt deine Handlungsfähigkeit. Mit zunehmender Übung wirst du merken: Du bist dem Karussell nicht hilflos ausgeliefert.


Du bist nicht deine Gedanken


Grübeln ist menschlich – aber du kannst lernen, es zu beeinflussen. Je früher du erkennst, dass sich dein Denken im Kreis dreht, desto eher kannst du gegensteuern.


  • Nutze bewusste Unterbrechungen

  • Aktiviere positive Reize

  • Verändere deine Körperhaltung

  • Etabliere kleine Routinen


Und das Wichtigste: Sei freundlich zu dir selbst. Nicht jeder Tag ist gleich, nicht jede Methode funktioniert immer – aber du hast mehr Einfluss, als du denkst.


Wichtiger Hinweis

Bitte beachte: Die Inhalte dieses Blogs dienen ausschließlich der Information und stellen keine medizinische oder therapeutische Beratung dar. Als Mentaltrainer teile ich hier mein Wissen nach bestem Gewissen, ersetzt jedoch keinesfalls den Besuch bei einem Arzt, Therapeuten oder anderen medizinischen Fachpersonal. Bei Beschwerden oder Fragen zu deiner Gesundheit suche bitte stets professionellen Rat.

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